Berlin - Du bist so wunderbar... Tag 3 und 4


Heute gibt`s vormittags für uns einen Ausflug in die dunklere Geschichte Deutschlands bzw. der ehemaligen DDR. Wir besuchen die Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen, auch bekannt als "Stasigefängnis".
Im Vorfeld hatten wir uns informiert, was sich mehr lohnt, Stasimuseum oder -gefängnis und haben ganz klar das Gefängnis empfohlen bekommen. Hier finden auch Führungen mit Zeitzeugen statt. Die Gedenkstätte kann nur im Rahmen einer Führung besichtigt werden.
Wir fahren vom Hauptbahnhof aus mit der M5 raus nach Hohenschönhausen, das sind ca. 40 Minuten Fahrt. Von der Haltestelle aus sind es noch wenige Minuten zu Fuß.
Wir kommen kurz nach 10 Uhr dort an und haben Glück, nach Entrichtung von einem Eintrittspreis in Höhe von 6 € p.P. können wir noch zur 10 Uhr Führung dazu. Die Gruppen bekommen erst einen halbstündigen Einführungsfilm gezeigt, der schon einen guten Einblick in die damalige Zeit widergibt. Von dem Film haben wir wenige Minuten verpasst, was nicht weiter schlimm ist. Für uns sehr positiv: Wir sind eine nur 6-köpfige Gruppe, da begegnen wir später viel größeren Gruppen und Schulklassen.








Unser Referent ist wider Erwarten kein Zeitzeuge, sondern ein junger Historiker. Wir sind nur ganz kurz enttäuscht, den er macht die Führung dermaßen gut, dass die Zeit nur so verfliegt. Die Führung selbst dauert 60 Minuten. Wir beginnen in den Kellerräumen, hier findet man noch die Räumlichkeiten aus den Zeiten, als das Gefängnis als Speziallager diente. Später, nach 1946, wurde es zum sowjetischen Untersuchungsgefängnis, bis es Anfang der 50er vom Ministerium für Staatssicherheit "MfS", im Volksmund kurz "Stasi" genannt, als zentrale Untersuchungshaftanstalt übernommen wurde. Der Referent kann uns sehr eindrucksvoll schildern, wie eine solche Festnahme vonstattenging, eine Vernehmung aussah, wie die Menschen psychisch angegriffen und fertiggemacht wurden, um körperliche Gewalt zu vermeiden. Körperliche Gewalt wurde bei Freikäufen vom Westen bemerkt..., es sollte jedoch keiner merken, wie brutal man mit den Gefangenen vorging, die vermeintliche Schwerverbrecher waren... Schwerverbrecher... Menschen, die an Rede- und Reisefreiheit festhielten. Und gefangen genommen wurden, weil sie ein Wort, eine Äußerung fallen ließen, von der man nur erahnen konnte, dass sie Gedanken an Republikflucht hatten.




Da es in der DDR nicht gerade eine pralle Auswahl an Tapeten und Gardinen gab, konnte die MfS teilweise die Vernehmungsräume ähnlich der Wohnungen der Insassen ausstatten, so dass auch hier ein massiver Druck bei Vernehmungen entstand.



Das gesamte Areal war damals Sperrgebiet und in keiner Karte verzeichnet. Um die Anlage herum entstand ein Neubaugebiet, das die Anlage selbst vertuschen sollte. Gewohnt haben hier ausschließlich Mitglieder der MfS. Gefangene wurden stundenlang durch ganz Berlin gefahren, um jeglichen Orientierungssinn auszublenden.
Empörend fanden wir wohl alle, dass auch heute noch ehemalige MfS-Mitarbeiter an Führungen teilnehmen, diese bewusst stören und sabotieren und immer noch daran festhalten, dass ihr Handeln richtig war. Sie haben Schwerverbrecher gefangen genommen und dem Gesetz nach gehandelt...
Die Führung war so interessant, wir können das absolut jedem empfehlen, der Interesse daran hat.
Die Rückfahrt in die Stadt war wie ein langsames Wiederauftauchen in die Realität. Das Wetter passt zur etwas gedrückten Stimmung, es regnet in Strömen.
Mit der S-Bahn fahren wir zum Bahnhof Zoo und erkunden den Ku`damm, KaDeWe, die Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche und das Bikini-Haus, und laufen quer durch den Tiergarten zur Siegessäule. Währenddessen lässt sich auch die Sonne wieder blicken.












An der Siegessäule angekommen, beschließen wir spontan, auch raufzugehen.




Bei einem Eintritt von 3 € kann man da auch nicht meckern. Wir quälen uns die 285 (oder 289?) Stufen hoch, haben ordentlich Gegenverkehr, wenig Spaß und noch weniger Spaß, als wir auf der Plattform ankommen. Die Aussicht ist phänomenal. Bombastisch. Daran liegt es also schon mal nicht...




Vor allem mit dem Sonne-/Wolkenspiel am Himmel ein richtig toller Anblick. Aber die Plattform ist proppenvoll. Wir stehen total gedrängt und können uns kaum bewegen.
Die Bilder entstehen, während wir die Hände durch die Köpfe der Leute durchstrecken und einfach auf dem Foto abdrücken.





Ziemlich schnell ergreifen wir die Flucht und ziehen weiter durch den Tiergarten. Der ist im Herbst einfach wunderschön...Wir schauen uns noch Schloss Bellevue an und betrachten den schönen Sonnenuntergang am Brandenburger Tor.














Am 4. und letzten vollen Berlintag lassen wir`s gemütlich angehen. Draußen regnet´s, außerdem ist es ziemlich stürmisch. Wir haben aber keine Lust uns durch Museen zu quälen. Den Zoologischen Garten wollten wir gern noch sehen und das machen wir auch. Dem Wetter sei Dank ist dort überhaupt nichts los, so dass wir dort völlige Ruhe genießen können. Der Zoo ist ganz toll angelegt, gefällt uns richtig gut.























Da heute keine Wetterbesserung in Aussicht ist, fahren wir als nächstes zu den Potsdamer Platz Arkaden, bissl shoppen und zu Mittag essen. Danach schauen wir bei der Topographie des Terrors vorbei. Dort ist es aber dermaßen voll, dass wir ziemlich schnell wieder flüchten und zum Hackeschen Markt fahren. Uns haben die Höfe so gut gefallen, dass wir nochmal hinmüssen.












Außerdem entdecken wir noch die Heckmann-Höfe und das Cafe Cinema beim Anne-Frank-Zentrum und laufen noch ein gutes Stück über die Oranienburger Straße entlang, an der neuen Synagoge vorbei.

















Abends heißt es dann leider schon wieder, Koffer packen, denn am nächsten Tag fahren wir wieder nach Hause.

Berlin, du bist so wunderbar... Wir freuen uns schon auf ein Wiedersehen :).
Hier gibts die bisherigen Berlinbeiträge und noch mehr... :Berlin... und mehr

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